Bitcoin auf dem 30C3

Nach vier Tagen unter Hackern, Netzaktivisten und Cypherpunks auf dem diesjährigen Chaos Communication Congress, sitze ich jetzt im Fernbus zurück nach Berlin. (Dazu kurzer Hinweis: Der ADAC-Postpost verlangt vollkommen unnötigerweise einen Lichtbildausweis jedes Mitreisenden. Finde ich das allerletzte und empfehle andere Unternehmen zu verwenden. Nach Auskunft der Busfahrerin ist das keine gesetzliche Pflicht.) Ich will die Gelegenheit nutzen, für diejenigen die es nicht geschafft haben, festzuhalten, was sich zum Thema Bitcoin abgespielt hat (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).

Der erste Tage begann Bitcoin-mäßig verhalten. Allerdings hatten sich schon einige Plakate an den Säulen breit gemacht, die Andreas Schildbachs Bitcoin-Wallet beworben haben. Außerdem habe ich einen Aufsteller von Trezor ausfindig gemacht und dann auch gleich den unweit davon sitzenden “stick” mal angesprochen. Besonders enthusiastisch einen Bitcoiner zu treffen, schien er allerdings nicht zu sein und so überließ ich ihn wieder seinen Bemühungen an seinem Rechner.

Um drei war es dann Zeit für die Podiumsdiskussion zum Thema sichere Namenssysteme und ich war freundlicherweise als Redner für Namecoin eingeladen. Siehe auch diesen Blogpost. Eine spannende Debatte war garantiert bei der sich die Fans von Zentralisierung (DNSSec, Haya Shulman und DNSCurve, Dan J. Bernstein) zerfleischten, während sich die dezentrale Community (GNS, Christian Grothoff und Namecoin, Levin Keller) relativ einig war. Auch das Publikum war an Namecoin sehr interessiert und die Leuten haben technisch gute und interessante Fragen gestellt. Beim Plausch nach der Diskussion habe ich dann auch die ersten Bitcoiner getroffen – dieses Mal aus Nürnberg und wir haben die weiteren Vorträge gemeinsam besucht. Beim Wandel durch die Hallen des CCH entdeckte ich dann auch weitere Plakate mit QR-Codes und Bitcoin sowie Litecoin Logo. Inhalt war ein Kaufangebot für Bitcoins über die Emailadresse [email protected].

Am Samstag, dem zweiten Tag des 30C3 hatte ich relativ früh und meiner jetzigen Erfahrung über die Gepflogenheiten beim C3 nach ZU früh den Satoshi Square auf dem 30C3 angesetzt. Allerdings fanden sich doch etwa 20 Zuhörer zu meiner kleinen Einführung mit anschließendem Handeln. Die meisten waren allerdings bereits sehr gut mit Bitcoin vertraut, haben mir aber trotzdem freundlicherweise erlaubt meinen eher grundlegenden Vortrag zu halten. (Folien hier) Danach wurden auch fleißig Fragen zu Altcoins und dem Proof of Work gestellt. Es entwickelte sich durch eine Nachfrage auch die übliche Diskussion ob Bitcoin ein Schneeballsystem ist. Wie meist lies sich keine Seite von der anderen überzeugen, aber kritische Diskussionen sind meinerseits immer willkommen. Anschließend wurde auch noch ein wenig gehandelt, es waren insgesamt aber deutlich mehr Verkäufer als Käufer vorhanden. Nichtsdestotrotz sammelte sich beim Satoshi Square offensichtlich ein Großteil der überschaubaren Bitcoin-Community auf dem 30C3 zum ersten Mal. Es wurden auch gleich fleißig Kontakte ausgetauscht und ein Mittagessen für den nächsten Tag organisiert. Ich habe ein paar Foren-Mitglieder zum ersten Mal in Persona gesehen, was mir immer eine besondere Freude ist.

Nach ein paar weiteren Talks entdeckte ich auf Reddit die Fotos der Lamassu Bitcoin Vending Machine, die auf dem 30C3 aufgebaut gewesen sein sollte. Nach ein bisschen Suche im sehr weitläufigen Hacking-Bereich habe ich sie dann aber auch gefunden. Mitgebracht hatte sie Vim aus Belgien von kd85.com und an seinem Verkaufsstand aufgestellt. Mein Testkauf von Bitcoins im Wert von 20 Euro war auch sofort erledigt und total einfach und angenehm: Prozess starten, QR-Code scannen, Geldschein einführen und bestätigen. Schon waren die Bitcoins auf meinem Handy. Vim ist auch ein großer Bitcoin-Enthusiast und hatte gleich organisatorische Ideen, dazu unten mehr. Während ich mit Vim über Bitcoin quatschte, tauchte auch der ein oder andere Bitcoiner auf, der es nicht so früh zum Satoshi Square geschafft hatte und eine ganze Weile konnte man toll über Bitcoin, die neuesten Entwicklungen und Ideen sprechen und ein paar bislang unbekannte Hände schütteln.

Am Dienstag gab es auch noch einen Vortrag namens “This year in crypto“, bei welchem über die größten Veränderungen des letzten Jahres im Bereich Verschlüsselungsforschung berichtet wurde. Die Wichtigkeit von guten Zufallszahlengeneratoren wurde – und deshalb erwähne ich diesen Vortrag hier – am Beispiel Bitcoin dargestellt. Das Beispiel war sinnigerweise der schlechte Zufallszahlengenerator auf Android, der dazu geführt hat, dass die Signaturen verschiedener Transaktionen mit der gleichen Zufallszahlen die Rückrechnung der private keys und damit den Diebstahl von Bitcoins ermöglicht haben. Wer sich das Video anschaut: Die Folie kommt gegen Ende, Redner zu diesem Zeitpunkt ist Nadia Heninger. Sie lässt allerdings die nötige Ernsthaftigkeit bei dem Thema vermissen und macht mehr die Entwickler der Bitcoin-Apps verantwortlich, als den richtigen Sündenbock, nämlich Google für seine schlechte Überprüfung der Libraries anzuschwärzen. Auch dass Andreas Schildbach und andere innerhalb von Stunden nach Bekanntwerden der Sicherheitslücke einen Patch bereit gestellt haben, lässt sie offensichtlich kalt. Sowas hat aber meines Wissens nach noch kein Unternehmen geschafft!

Beim Mittagessen am dritten Tag wurde dann aus der allgemeinen Unzufriedenheit mit dem Fehlen einer Anlaufstelle für Bitcoiner auf dem C3 ein konkreter Plan. Wir haben spontan die Google-Gruppe Bitcoin Sofa gegründet. Ich lade jeden herzlich ein, dort Mitglied zu werden. Der Name “Bitcoin Sofa” geht auf das Summercamp 2011 zurück, wo Vim ein Sofa aufgestellt hat um einen Sammelpunkt für Bitcoiner zu haben. Diese Tradition soll weiter fortgesetzt werden, da waren sich alle einig. Also werden wir versuchen über diese Gruppe in Zukunft auf relevanten Konferenzen einen Stand, eine Sitzecke oder eine Assembly anzumelden und zu betreiben. Ich werde dafür weiter Werbung machen und auch den Bundesverband Bitcoin e.V. um Unterstützung bitten. Wie immer bei Bitcoin ist aber natürlich jeder zum Mitmachen eingeladen und kann beitreten. Bittet einfach um Aufnahme!

Am Sonntag Abend gab es dann auch noch einen technischen Vortrag von “stick” zu Trezor. Ich finde die Arbeit der Jungs von Trezor großartig, auch wenn der Vortrag keine neuen technischen Details zu dem bereits bekannten hervorgebracht hat. Wer Trezor aber nicht kennt sollte sich das Video anschauen.

Nach dem Trezor Vortrag kam der unvermeidliche Auftritt des großen Zampanos, Julian Assange. Er entblödete sich nicht in die Liveschalte “diffundierend” eingeblendet zu werden, wie der aus der Flasche entweichende Geist. Auch seine Botschaften fand ich persönlich äußerst fragwürdig, am Ende versuchte er die Affäre um die NSA und die Überwachung zur “Alles oder Nichts”-Frage zu eskalieren und der totale Anspruch seiner Formulierung und das gleichgeschaltet klatschende Publikum ließen mir die Haare zu Berge stehen. Zu meiner Freude wurde die Verbindung zu Assange aber ständig unterbrochen, was der ganzen Show eine ordentliche Portion Lächerlichkeit hinzufügte, die dringend benötigt war. Ich erlaube mir aber auch nur deshalb hier meine persönliche Meinung zu Assanges Auftritt festzuhalten, weil er eben auch Bitcoin als eine dezentrale und bislang transparente Bewegung mit dem Ziel der Verbesserung der Umstände für alle genannt hat.

Am vierten Tag habe ich mich noch vereinzelt mit Bitcoinern unterhalten, aber der 30C3 verläuft sich dann auch über die Zeit und so bin ich dann auch nach vielen Verabschiedungen wieder gen Heimat aufgebrochen.

Kaufen konnte man auf dem 30C3 übrigens nichts mit Bitcoin (außer bei Vim am Stand). Ein Zustand der unbedingt geändert gehört.

Zusammenfassend möchte ich sagen: Die Bitcoin-Community wächst und gedeiht. Die Stimmung ist großartig und die Austäusche äußerst interessant, stimulierend und die Menschen die man kennen lernt sehr sympatisch. Ich kann jedem nur den Besuch von Bitcoin-relevanten bzw. -nahen Konferenzen empfehlen. Ab sofort könnt ihr ja vorher in der Bitcoin Sofa Gruppe checken, wer da schon was organisiert. Falls noch keiner aktiv ist, dann tut es eben selbst!

In diesem Sinne ein frohes und für alle erfolgreiches Jahr 2014!

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2 Responses

  1. Andreas Schildbach says:

    Danke für die gute Zusammenfassung! Zum Thema Nutzung von Bitcoins auf dem Congress: Der CCC ist ja eher Technik-kritisch, ein Umstand den ich angesichts der ganzen IT-Großkatastrophen der letzten Jahre durchaus verstehen kann. Ich habs mittlerweile aufgegeben die offiziellen Verkaufsstellen (Eintrittskarten, Getränke, T-Shirts, etc) zu missionieren. Die Initiative muss wohl “vom Vok” kommen, sprich aus den Assemblies, den Besuchern die nach Bitcoins fragen, usw.

    Vim’s Bitcoin-Automat war ein großartiger Start! In Zukunft wieder ein Bitcoin-Sofa zu haben finde ich auch Klasse. Ich persönlich möchte aber daran arbeiten Bitcoins für jedermann einfacher zu machen. Beispiel “Coffee nerds”: Hannes, der emsige Espresso-Zubereiter aus dem vierten Stock, hätte gerne auch Bitcoin-Spenden akzeptiert. Aber er hatte noch nichtmal Zeit ne Bitcoin-Adresse einzurichten. Gerne würde ich bis zum 31c3 diese Tipjar-Idee von Mike Hearn umsetzen (Freiwillige vor!):

    https://bitcointalk.org/index.php?topic=110345.msg1200765#msg1200765

    Reply
  2. phelix says:

    tftp

    Reply

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