Die Niederlassung in München
Hardware
- Netbook unter der Kasse mit WLAN und Multibit Client
- ausgedruckter QR-Code an der Wand
Ablauf
Wer zu fortgeschrittener Stunde endlich den Heimweg antreten möchte, kann sich eigentlich gleich auf den Weg zur Kasse machen. Die Bezahlung ist nämlich nur dort möglich. Nachdem die Bedienung die Abrechnung fertig gemacht hat, rechnet der Kunde den genannten Euro Betrag in Bitcoin um. Er muss sich hierbei an den im Schildbach-Wallet zugrunde gelegten Kurs halten. Den errechneten Betrag überweist er dann an die Adresse, die der zur linken Hand an der Wand befestigten QR-Code mit dem kleinen Hinweis “we accept bitcoin” zeigt. Danach bückt sich die Bedienung auf der anderen Seite der Kasse um etwas angestrengt und gespannt auf den Bildschirm des kleinen Netbooks darunter zu starren. Der hier permanent laufende Multibit Client zeigt dann im günstigsten Fall die Einzahlung an (Details s.u.). Die Bedienung hat auch hier eine Anzeige, welchem Euro-Wert die Überweisung entspricht. Dabei kommt es natürlich zu kleinen Schwankungen, die aber toleriert werden. Auch eine Überzahlung um Trinkgeld zu geben ist mäglich. Diese kann sich die Bedienung dann aus der Kasse buchen und in Euros entnehmen.
Probleme:
- Eine einzige Adresse für alle Zahlungen: 1JnjXA3ji1xSFGJ5NEhKbxuwNpB3bFiCAA Man beachte, dass der Bitcoin-Stammtisch immer Mittwochs ist.
- Die Umrechnung muss der Kunde selbst durchführen. Wenn er hier einen falschen Kurs wählt, kann es sein, dass die Bedienung über einen zu geringen oder zu hohen Betrag irritiert ist. Es wäre besser, wenn die Niederlassung den aktuellen Kurs vorgibt. Außerdem orientiert sich der Kurs der Schildbach-Wallet zumindest zum Großteil an MtGox. Dies ist in der aktuellen Situation (Spread zwischen den Preisen auf den Börsen, MtGox ist die teuerste. Stand zum Zeitpunkt des Beitrags) schlecht für den Händler!
- Manchmal reißt die Verbindung des Multibit Clients ab. Hintergrund dürfte ein Einschlafen des Netbooks sein und Probleme bei der Wiederherstellung der Verbindung zum Netzwerk beim Aufwachen. Dem kann Abhilfe geschaffen werden, in dem man die Wallet neu startet. Das Personal traut sich aber ohne gutes Zureden nicht sofort dazu und sollte eigentlich auch nicht den Anweisungen von einem dahergelaufenen Kunden Folge leisten. Hier ist ein gewisses Risiko nicht von der Hand zu weisen. Der Prozess sollte ohne “Anstoßen” funktionieren.
- Die privaten Schlüssel können bei Multibit zwar mit einem starken Passwort gesichert werden, allerdings kann das Gerät von Mitarbeitern oder dritten manipuliert werden um dieses bei Gelegenheit abzufangen. Die Sicherheit vor Diebstahl oder Veruntreuung ist hier meiner Meinung nach nicht ausreichend. Ein public seed eines HD-Wallets wäre deutlich sicherer.
Fazit
Die Umsetzung ist vernünftig aber wohl für die meisten Händler auf Dauer sehr unbefriedigend. Vor allem die mangelnde Information über die Transaktionen und die händische Zuordnung zu in der Kasse gebuchten Abrechnungen skaliert nicht und führt langfristig zu einem hohen Aufwand. Hier kann nur die Verwendung von eindeutigen und exklusiven Adressen für jeden Vorgang helfen. Das System funktioniert aber in der Praxis und das nicht zuletzt wegen des idealistischen Einsatzes und der damit verbundenen Kompromissbereitschaft des Betreibers Alexander Schwarz.
Hi Levin,
ein wirklich sympathisches, aber auch spannendes Review. Können uns gern bei Gelegenheit mal über Verbesserungen unterhalten. Nicht zu vergessen: Evtl. sind auch Hemmungen beim Personal abzubauen …